Richtig zum harmonischen Rudel...

Oftmals ist es so, dass es nicht bei den ursprünglichen drei Nasen bleibt. Entweder eine der drei verstirbt und man sucht nach einem neuen Rudelmitglied oder möchte einfach sein bestehendes Rudel um ein paar kleine Nager erweitern.

Allerdings ist das gar nicht so einfach. Es ist nicht damit getan einfach in die nächste Zoohandlung, zum nächstbesten Züchter oder in das nahe gelegene Tierheim zu fahren und sich Ratten auszusuchen.

 

Bei der Wahl der Neuzugänge ist erst einmal in besonderem Maße auf das Alter der kleinen zu achten. Bei einer Integration zu einem bestehenden Rudel sollten die kleinen nicht jünger als drei bis vier Monate sein, besser vier bis fünf Monate.

Bei Ratten gibt es keinen Welpenschutz, was bedeutet, dass unausgewachsene Jungtiere von den älteren Ratten gnadenlos gejagt werden würden, was durchaus sehr verheerende Folgen haben kann.

 

Außerdem muss auch das bestehende Rudel berücksichtigt werden. Wie alt sind die bisherigen Mitglieder? Besitze ich männliche oder weibliche Ratten? Sind meine Rattenmännchen kastriert und ich möchte ein gemischtes Rudel? Oder bin ich auf der Suche nach ein paar lieben Kastraten für mein bestehendes Weibchenrudel?

Es ist wichtig darauf zu achten, das die Tiere von alter und Geschlecht möglichst gut harmonieren.

 

Von einer Kastration, nur um Männchen mit Weibchen zu vergesellschaften ist meiner Meinung nach erst einmal abzuraten. Weiteres dazu unter dem Menüpunkt Kastration.

Meistens sollte man also auf gleichgeschlechtliche Ratten im gleichen alter zurückgreifen.

Es gibt allerdings natürlich auch Ausnahmen:

Bei älteren Böckchen kann das Revierverhalten oft sehr stark ausgeprägt sein. Hierbei kann manchmal eine Vergesellschaftung mit einem bzw. mehreren Kastraten oder jüngeren Böckchen helfen.

 

Wenn Sie sich nun im klaren darüber sind, wie alt die neuen Nasen sein sollten und welches Geschlecht sie haben müssen, stellt sich eine weitere Frage:

Wie viele Tiere möchte ich aufnehmen?

Da sich eine Integration durchaus über mehrere Wochen hinziehen kann, wird allgemein davon abgeraten einzelne Ratten miteinander zu vergesellschaften. Besser ist es jeweils mindestens zwei Tiere miteinander zu integrieren. So ist keine der Ratten während dieser längeren Phase alleine.

 

Wenn es also nun so weit ist und ihre beiden Neuzugänge eintreffen sind weitere wichtige Punkte zu beachten.

Ratten haben ein markiertes Revier, was sich oft sogar über den Käfig und den Auslauf hinaus erstrecken kann.

Wenn also die Möglichkeit besteht ist es sinnvoll, die Neuzugänge in einem eigenen Käfig in einem anderen Raum unterzubringen.

Würden die Ratten im gleichen Käfig mit einer Absperrung sitzen oder die Käfige direkt nebeneinander stehen, dann müssten sich die Ratten ununterbrochen riechen, könnten sich aber nicht miteinander auseinander setzen.

Dies würde dazu führen, dass die Ratten im ersten gemeinsamen Auslauf erst einmal aufeinander los gehen würden.

 

Generell beginnt man mit kurzen Treffen von wenigen Minuten auf neutralem Boden. Dies kann die Badewanne, die Duschkabine oder ein großer Karton sein. Wichtig ist:

Der Ort muss neutral sein, also nach keinem der Tiere riechen, so klein sein, dass sie sich nicht aus dem Weg gehen können, so gut abgesichert sein, dass die Nasen nicht flüchten können, aber dennoch die Möglichkeit bieten als Halter schnell eingreifen zu können, bevor es zu ernsthaften Verletzungen kommt.

 

Die Ratten werden sich bei den Treffen immer wieder kabbeln, kleine Boxkämpfe ausführen und sich gegenseitigauf den Rücken drehen.

Auf gesträubtes Fell und eine Abwehrhaltung ist oft zu beobachten.

Wichtig ist es hierbei nicht einzugreifen. Die Ratten müssen die Rangordnung klären. Würden wir als Halter eingreifen, würden die Streitigkeiten beim nächsten Mal von neuem beginnen und können noch heftiger ausfallen als beim ersten Mal.

 

Generell gilt also:

Nur eingreifen, wenn es zu ernsthaften Verletzungen kommen sollte.

Hierbei ist es besser, wenn man bissfeste Handschuhe trägt, da man doch schnell mal etwas abbekommen kann.

Außerdem sollte man besser zu zweit sein, da man sich gerade als Halter schwer tut seinen Kleinen bei einem "Kampf" zuzusehen.

Für Ratten ist das allerdings ein komplett natürliches Verhalten!

 

Wenn die kurzen Treffen gut klappen, kann man die Treffen verlängern. Nach einiger Zeit ist es auch möglich die Ratten zusammen in einen großen Auslauf zu setzen.

 

Erst wenn die Ratten sich wie ein Rudel verhalten (also zusammengekuschelt schlafen, gemeinsam fressen usw.) kann man den Versuch machen sie zusammen zu setzen.

Dies sollte generell in einem neuen, beiden Parteien unbekannten Käfig stattfinden. Wenn das nicht möglich ist, muss der alte Käfig zumindest komplett gereinigt und umgestellt sein, damit die "alten" Ratten ihr Revier dem Neuankömmling gegenüber nicht zu sehr verteidigen.

 

Auch wenn die Integration nun abgeschlossen ist, sollte man das ganze dennoch ein paar Wochen im Auge behalten. Erst wenn in den Wochen danach alles friedlich abläuft kann man von einer gelungenen Integration sprechen.